Hinterglasmalerei in der Volkskunst
Einer der vielfältigsten Bereiche innerhalb der Volkskunst ist zweifelsohne die Hinterglasmalerei, welche sich beinahe im gesamten Europäischen Raum und darüber hinaus in einem großen Reichtum an Motiven und Formen darstellt. Wir wollen einige Regionen hier exemplarisch vorstellen.
Hinterglasmalerei im Raum Augsburg
Aus der Hochkunst des 17.und 18. Jh. hat sich im Raum Augsburg im Laufe des 18. Jh. ein Zentrum für qualitativ hochwertige Hinterglasmalerei entwickelt.
Die Malerei erinnert oftmals an Kirchenmalerei, die Bilder wurden auch von Freskenmalern in der kalten Jahreszeit gefertigt. Daraus erklärt sich auch auch oftmals die unerreichte Feinheit und ein großer Reichtum an Motiven wie Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, verschiede Darstellungen von Heiligen vor einer idealisierten Landschaft sowie Zyklen von den vier Jahreszeiten, den Erdteilen oder auch profanen Szenerien, welche an das französische Rokoko erinnern.
Hinterglasmalerei im Staffelseegebiet
Gegen 1800 hat sich um die Gegend des Staffelsees eine reichhaltige, sich auf zahlreiche Werkstätten aufteilende Produktion von Hinterglasbildern entwickelt, welche teilweise vom Augsburger Raum inspiriert wurde.
Verschiedenste Motive von Heiligen und Szenen aus dem Christentum sowie seltener profane Vorbilder finden sich in Varianten in Bezug auf Format und Ausführung.
Die Motive der Hinterglasmalerei können sich über die gesamte Größe der Glastafeln erstrecken oder auch in oftmals ovalen Kartuschen eingeschrieben sein. Die Kartuschen sind dann mit Rankenwerk aus Blüten und Blättern verziert, meist findet sich unten ein Schriftfeld, welches die jeweilige Szenerie beschreibt.
Bekannte Werkstätten der Hinterglasmalerei im Bereich der Volkskunst sind die über mehrere Generationen reichenden Familien Gege und Noder.
Hinterglasmalerei in Oberammergau
Eng verwandt zur Malerei um den Staffelsee ist die Hinterglasmalerei im Raum Oberammergau.
Hauptunterschied sind hier die oftmals auf weißen Untergrund gesetzten runden Kartuschen, welche einen karmesinroten Fond sowie eine feine schwarze Umrahmung aufweisen.
Auch hier werden diese von Blüten und Blättern umrankt, unten findet sich die in Blockschrift ausgeführte Benennung der jeweiligen Darstellung.
Hinterglasmalerei in Tirol
Die Tiroler Hinterglasmalerei weist von der Motivauswahl häufig Ähnlichkeit zur süddeutschen Malerei auf.
Daneben finden sich häufig profane Darstellungen, welche gerne in eine reich ausgestaltete Architektur eingefügt sind.
Eine Besonderheit ist das helle Grün, welches häufig für die Darstellung von Gras oder Bäumen verwandt wurde. Die Farbe wurde gerne mit einem Schwamm aufgetragen, um eine natürliche Malstruktur zu erreichen.
Hinterglasbilder aus Sandl / Buchers
Die wohl bekanntesten Vertreter der österreichischen Hinterglasmalerei sind die Erzeugnisse aus der Gegend um Sandl, ganz eng verwandt hierzu sind die Bilder aus Buchers, nur wenige Kilometer entfernt auf böhmischer Seite liegend.
Zahllose Motive fanden hier Verwendung, die Hintergründe wurden neben dem Weiß auch oft gelb gestaltet, dies sollte an Goldgrundmalerei oder auch Ikonen erinnern.
Die Konturen sind immer rot gehalten, die Ecken werden von Blumen und Blüten verziert, die Farbigkeit ist stark ausgeprägt, kleine Bereiche wurden teilweise mit Gold unterlegt, es finden verschiedenste Formate Verwendung.
Hinterglasmalerei aus Böhmen / Mähren
In diesen Regionen finden sich oftmals großformatige Tafeln, welche verspiegelt sind und kunstvoll durch Schliff- und Ätzungen verziert wurden.
In oftmals architektonischer oder auch floraler Auszier bilden dann Darstellungen von Heiligen und christliche Szenen den Mittelpunkt. Diese sind gerne sehr farbenfroh gestaltet, bekannte Motive sind z.B. das „Hl. Grab“, „Hl. Dreifaltigkeit“ oder auch die Geburt Christ.
Die Rahmung ist oft ganz glatt gehalten und rötlich lasiert.